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III.

Die Hochzeit.

Zu Tübingen im Schlosse
Hält Freude heute Rast,
Bachantisch frohes Streben
hat jedes Herz erfaßt.
Der Hoffnung Zauberleuchte,
Hat Herz und Sinn erhellt,
Den Saal im Kerzenschimmer
Schafft sie zur Feeenwelt.

Die Ritter und die Frauen
Im festlichen Gewand,
Sie bilden die Unterthanen
Des Königs vom Elfenland.
Der Bräutigam ist der König,
Der mächtige Oberon;
Die Braut ist die Blumenfürstin
Und Liebe ist beider Thron!

Ihr Baldachin ist der Glaube,
Daß ewig die Sonne stralt,
Die in das Herz der Jugend
Des Glückes Lichtbild malt;
Ihr Scepter sind Milde und Sühnung,
Die lächelnd den Wermuth trinkt
Wer der Versöhnung Thräne
Darein begnadend sinkt.

So streu´n sie Glück und Wonne
Mit freundlichen Blicken aus
Und seliger Jubel schwärmet
Und tönt durch´s ganze Haus.
In lieblichen Zauberweisen
Ertönt die Festmusik
Und Ungestüm süßer Sehnsucht
Verkündet jeder Blick.

Es wirbelt der fröhliche Reigen,
Es stürmt und brandet die Brust,
Und zitternde Wonnegefühle
Durchglüh´n der Tänzer Brust!
Es hält die Kraft des Mannes
Das schwebende Frauenbild
Da winkt ihm aus schönen Augen
Ein Lächeln lohnend mild.

Und ist der Reigen geendet
Verhallt der heitre Klang
Und ziehen einzelne Paare
Noch kosend den Saal entlang,
Da um des Brautpaar schlingen
Drei Fräulein reichbekränzt
Sich scherzend, bis mit Sprüchlein
Sie den Pokal credenzt.

Trinksprüche, deren jeder
Das schönste Glück verheißt,
Erhöh´n mit Scherz und Laune
Des Festes muntern Geist.
Dann ordnen sich die Paare.
Still wird es mählig schon:
Auf tritt der Sängerjüngling
Mit fröhlichem Liedeston.

Es rankt sich um die Stirne
Der frische Eichenkranz
Doch schlicht sonst tritt er heiter
In all den Festesglanz.
Denn wohl weiß er, daß Feste
Und jede Lust nur dann
Die rechte Weihe finden,
Wenn erst das Lied begann.

Aus seiner Laute Saiten
Lockt er den reichsten Klang
Und schmelzend tönt dazwischen
Des Jünglings Glutgesang.
Des eig‘nen Herzens Sehnen,
Der eig`nen Liebe Glüh´n
Zum Preis des fremden Glückes
Läßt er im Liede sprüh´n.

Was tief geheim und dämmernd
Des Sängers Herz berührt,
Und was in leuchtenden Bildern
Vor´s Aug die Hoffnung führt,
Muß aus im Liede strömen,
Muß blüh´n im Dichterwort,
Daß es in fremden Herzen
Begeistert lohe fort.

Der Minne Zauberwalten,
Den heiligen Mannesmuth,
Des Greisen Erinnerungswonne,
Wenn er nach Thaten ruht,
Besingt er im Preis der Helden,
Im Preis hochedler That
Und streut in junge Herzen
Des edelsten Strebens Saat.

Wohl manchem jungen Ritter
Das Herz begeistert schlägt;
Wohl manches schöne Auge
Zeigt, wie das Herz bewegt!
Laut ist im Lied erklungen,
Was still und tief geheim
Die Seele hält verborgen
Als edler Thaten Reim.

Der Sänger hat geendet;
Da rauscht dem Dichter schon
Der Beifallssturm entgegen
Als froher Liedeslohn.
Doch hat er schon im Liede
Der Dichter den höchsten Preis,
Und daß manch Herz veredelt
Durch seine Kraft er weiß.

Mild lächelnd geht der Sänger
Da ruft auf´s Neu´ Musik
Die Paare auf zum Reigen,
Und Blick flammt hell in Blick.
Vom Dichterwort begeistert
Schlingt muntrer seinen Reih´n
Der Ritter mit der Dame,
Die lächelt fröhlich drein.

Und stürmischer und wilder
Durchwogt den Saal die Lust;
Da findet wohl Gram und Trauer
Nicht Platz in einer Brust? -
Doch sieh! wer sind die Beiden,
Die von den andern fern
Allein dem Bachus fröhnen
Als ihrem König und Herrn.

Es ist der Weßensteiner,
Ist Bellrem´s düstres Bild,
Es ist sein Freund Vaihingen,
Wie er auch trotzig wild.
Der Groll in beider Herzen
Hat fester sie vereint,
Als Liebe oft ihr Bündniß
Durch Liebe geschlossen meint.

Es glüht in beider Herzen
Derselbe Haß und die Scheu:
Bei Vaihingen war´s Rachgier,
Bei Bellrem Qual der Reu.
Und gern sah man noch Bellrem´s
Verdüstert Angesicht
Als Vaihingens grasse Züge,
Grimmfunkelnd Angesicht.

In widerliche Falten
Verzog sein Antlitz sich,
Wenn über die dicken Lippen
Sein heis´res Reden schlich.
Und dies war Schadenfreude
War Fluch und Spott und Hohn
Drum hieß: Konrad der Währwolf!
Das Volk ihn heimlich schon.

Die saßen da beisammen
Und zechten wacker da.
Nie leer ward Bellrem´s Becher,
Sobald es Konrad sah
Denn dieser, der schon selber
Sich gütlich am Wein gethan,
Vergaß nie, daß dem Freunde
Er pries das Trinken an.

Willfährig folgt ihm Bellrem,
Denn ihm, je mehr er trank
Schien jene Qual zu weichen,
Von der sein Herz war krank.
Da nährte dem Ritter
Der alte Pfalzgraf sich
Aus seinem Auge strahlte
Die Freude inniglich.

Und ein tiefselig Lächeln
Umspielte seinen Mund
Was seines Herzens Jubel
So lieblich schön gab kund.
"Ich bring euch frohe Märe
Die Euch gewiß erfreut!"
Sprach traulich der alte Pfalzgraf,
Sich setzend an Bellrem´s Seit`.

"Es kehren heut zwei Pilger
Vom Morgenland hier ein.
`S sind unsre Freunde, Vetter
Nun sagt, wer mag das sein?-
Es ist - horch ! hört Ihr´s schallen?
Das ist des Thürmer´s Ton!
Sie sind schon da! Kommt, kommt nur!
Sie da! da sind sie schon!"-

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