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II.

Die Botschaft.

In eines Greisen Armen
Leis schlummernd Bellrem ruht;
Der Greis, sein treuer Lehrer
Hält ihn in sichrer Hut.
Ambrosius, der edle
Ehrwürdige Caplan,
Er war der einzig Treue
Auf Bellrem´s stürm´scher Bahn.

Er war´s nur, der´s vermochte
Die wilde Leidenschaft
In Bellrem´s Brust zu dämpfen
Durch seiner Liebe Kraft.
Doch blieb auch ihm verborgen,
Was tief den Ritter beugt
Und was in seinem Busen
Den tiefen Schmerz erzeugt.

Im Walde einsam jagend
Blieb tagelang er von Haus.
Lockt ihn des Waldhorn´s Mahnen,
Der Meute klang hinaus?
Hat wohl des Waldes Zauber
Liebkosend sein Herz umstrickt,
Hat er in dunklem Grunde
Des Stromes Feh erblickt.

Ist es der Freiheit Odem,
Der frisch in´s Herz da weht,
Daß jedes Fieberbangen
In Hoffnung übergeht?
Ist es des Friedens Flüstern,
Das in dem Dämmerlicht
Der hohen Tannenhallen
An´s Herz so tröstend spricht?

Lockt ihn das wilde Jagen,
Das Schmerzen übertäubt?
Lockt ihn die reiche Beute,
Die rüst´gen Jägern bleibt?
Was ist es, das so lange
Entfernt ihn hält vom Schloß? -
Stets kehrt er zurück wie Einer,
Den alle Welt verdroß.

Im innersten Schloßgemache
Schließt er sich wieder ein,
Die Menschen alle fliehend,
Der Freunde muntere Reih´n.
Vom Söller blickt er nieder
Dann stundenlang in´s Thal,
Bis endlich wildes Wüthen
Verkündet der Seele Qual.

Wie auch der Greis mag forschen,
Wie er auch immer fleht
Um herzliches Vertrauen;
Bellrem doch nichts gesteht.
Nur wenn nach heißem Kampfe
Er müd zusammen sank,
Spricht er: "Es ist von Reue
Mein Herz so müd, so krank!"

Doch horch! das Horn des Wächters
Verkündet einen Gast.
Die fröhliche Fanfare
Hat Bellrems Geist erfaßt.
Schnell aus des Greises Armen
Springt auf er und spricht leis:
Den Boten laßt verkünden
Nach seines Herrn Geheiß."

Ein schmucker Edelknappe
Vor Bellrem fröhlich steht:
"Gott grüß euch edler Ritter
Dank Ihm, wenn´s gut Euch geht!
Ich bringe frohe Kunde
Vom Pfalzgraf meinem Herrn,
Von Wilhelm von Tübingen,
Des Schwabenvolkes Stern!

In Eures Vaters Namen
Lädt Er Euch herzlich ein,
Ihr sollt beim Hochzeitfeste
Der holden Tochter sein!
Kuno vom Menzenberge
Hat Adelaide gefreit.
Mit Grüßen Euch´s zu melden
Bin ich gekommen heut!

Sagt zu die frohe Antwort,
Daß ihr gewiß erscheint,
Daß ihr als Freund des Hauses
Zur Festeslust Euch eint!"
""Möcht lieber in Bergesschluchten
Die Wölfe zu jagen geh´n,
Als zu der Hochzeit reiten
Und frohe Thoren seh´n.""

So murmelt Bellrem düster,
Geht ab und auf und sinnt!
Da denkt er seines Vaters,
Und also er beginnt:
"Dem Freunde meines Vaters
Dem Pfalzgraf bringe du,
Der Braut, dem Bräutigame
Die schönste Grüße zu."

"Sag, daß der Weißensteiner
Wird mit beim Feste sein.
Nun geh! und laß dir reichen
Zur Labung Brot und Wein!"
Auf Bellrems Stirne aber
Kein Freudenschimmer glüht.
Aus seinem dunkeln Auge
Kein Beifall, Zorn nur sprüht.-

Der Festtag ist gekommen,
Da zieht herab vom Schloß
Der Ritter in reichem Schmucke
Auf stolzem Berberroß.
Die Knappen und die Knechte
Sind festlich angethan.
Der Pfeifer lustig Völklein
Zieht jubelnd dem Zug voran.

Dem Troß folgt Bellrem langsam.
Sieh da! Zum Abschiedgruß
Kommt eilig noch gegangen
Der alte Ambrosius.
Er drückt des Ritters Hände
Und spricht: Bewahrst du heut
Dein Schwert treu in der Scheide,
Kommt Sohn dir bessre Zeit!

Ungläubig schüttelt der Ritter
Das Haupt und spornt das Roß,
Rasch längs der Nagold reitend,
Voran jetzt dem Dienertroß.
In´s Würmthal geht´s hinüber
Von da die Heerstraß´ fort
Nach Tübingen zum Feste,
Zu lösen sein Ritterwort!

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