Die Urkunden und Nennungen der Herren von Weißenstein

Die Herren von Weißenstein benannten sich, wie vielerorts üblich, nach ihrer neu erbauten Burg Weißenstein*Richard Schrade (Die Geschichte Dillweißensteins, 1981) setzt für den Bau der Burg die Mitte des 13. Jahrhunderts an, und verweist auf ein Schreiben von Berthold von Weißenstein an den Domprobst Wernher von Speyer vom 17. September 1259. Der Bau muss aber vor 1236 entstanden sein.. Unter diesem Namen*Wissenstein, Wizzenstain, Wizenstein und ähnlich erscheinen Sie, direkt oder indirekt, zwischen 1236 und 1301. In diesen 65 Jahren blüht und erlischt diese Familie in nur zwei Generationen.

Dabei haben sie Spuren hinterlassen. Außer der Burgruine und dem Namen der Ortschaft, hinterließen sie Urkunden und wurden in Dokumenten genannt.

Fast alle Urkunden sind im WUB*Württembergisches Urkundenbuch Online, http://www.wubonline.de aufgeführt, und lagern im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart. Sofern diese dort schon digital abrufbar sind, werden entsprechende Permalinks darauf verweisen.

Der einzige bekannte Ort, außerhalb von Dillweißenstein, an dem die Herren von Weißenstein ein noch heute sichtbares Zeichen hinterlassen haben, ist das Kloster Maulbronn. In der Klosterkirche befinden sich, beidseitig über dem Mönchsgestühl, Wappenfriese*N. Riemer, Die Wappenfriese im Kloster Maulbronn, Belrem.de, 2016 von "Stifter[n] und Wohltäter[n]". Auf dem ersten Wappenfries auf der nördlichen Seite ist das Wappen der Weißensteiner noch heute zu sehen.

Wappenfries in Maulbronn
Überschrift: WISSENSTAIN (Gotische Majuskel)*Renate Neumüllers-Klauser, Die Inschriften des Enzkreises bis 1650, 1983, S.22/23

Die Weißensteiner Herren waren mit dem Kloster Maulbronn über viele Jahre eng verbunden, und stifteten mindestens zwei Mal zum Vorteil der Zisterzienser. Es war aber nicht das einzige Kloster, dem die Herren von Weißenstein Stiftungen machten. Diese Stiftungen werden in den folgenden Urkunden dokumentiert.

Die Herren von Weißenstein treten in den Urkunden als Aussteller, Mitsiegler, Zeuge und Genannte auf. Es gibt vier unterschiedliche Siegel, wobei das Siegel von Gottbert von Weißenstein (Dekan von Brötzingen) ein vom Familienwappen abweichendes Motiv darstellt. Es ist eine Taube auf einer Sitzstange*N. Riemer, Die Wappen und Siegel der Herren von Weißenstein, Belrem.de, 2015.

Siegel Bertholds 1258Siegel Gottberts, 1259Siegel Belrems, 1272Siegel Bertholds (d.J.), 1295
Berthold (d. Ä.), 1258*http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1287114-1     Gottbert, 1259*Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart     Belrem, 1272*http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1291160-1     Berthold (d. J.), 1295*http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1289592-1

Die Abbildungen der Urkunden ohne Kennzeichnung entspricht dem jeweils genannten Permalink zum Landesarchiv, ist aber nur als Ausschnitt dargestellt.

Vielen Dank an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart für die freundliche Genehmigung zur Nutzung dieser Bilder.

Urkunde vom 9. Juni 1236

Ausstellungsort: Tübingen

WUB: kein Eintrag

Das Original liegt im Archiv Birstein des Fürsten von Isenburg. (Bir. Nr. 11, 1236 Juni 9)

Diese erste bekannte Urkunde, in der die Herren von Weißenstein genannt werden, wird in einem anderen Abschnitt*N. Riemer, Der erste urkundliche Nachweis der Herren von Weißenstein, Belrem.de, 2016 ausführlicher beschrieben und abgebildet.

Die Urkunde wurde von Graf Wilhelm von Tübingen erstellt. In Absprache mit seiner Frau Willeburgis, und seiner Freunde, Diener und Ratgeber gegen Eid und Bürgschaft: Belrein von Eselsberg* Schmid sieht hier Belreynus von Lieselberg, verweist aber auf Liebelsberg/Oberamt Calw., Werner von Bernhausen, Hugo von Hailfingen, Conrad von Dissingen und Heinrich von Kirchberg* Auch Kirchberg wird in dieser Urkunde erstmalig urkundlich dokumentiert., verlobt er seine Tochter Adelheid mit Cuno*Kuno III von Münzenberg von Münzenberg.

Cuno und Adelheid sollen bevorzugt vor allen anderen Erbberechtigten die Burg Babenhausen* Hessen, nördlich des Odenwald, gegründet um 1200 von den Herren von Hagen-Münzenberg erhalten.

Stirbt Cuno vor Vollzug der Ehe, so verbleibt die Burg mit allem Zugehör bei Adelheid, oder ihr sollen 500 Mark Silber ausgezahlt werden.

Stirbt Cuno nach Vollzug der Ehe, aber ohne Kinder zu hinterlassen, so verbleibt die Burg mit allem Zugehör bei Adelheid, oder ihr sollen 1200 Mark Silber ausgezahlt werden.

Stirbt Cuno nach Vollzug der Ehe, und hinterlässt Kinder, so teilt Adelheid die Burg mit allem Zugehör mit den übrigen Erben ihres Mannes.

Wünscht Adelheid dann zu ihrem Vater zurückzukehren, sollen ihr 1200 Mark Silber ausgezahlt werden, und ihre Söhne sollen die Burg ganz übernehmen.

Stirbt Graf Wilhelm, ohne Söhne zu hinterlassen, soll Adelheid mit ihren Schwestern erben, mit Ausnahme von Ministerialen und Diener, wenn diese sich nicht freiwillig unterordnen.

Hinterlässt Wilhelm Söhne, wird Adelheid aus der (Tübinger) Erbschaft ausgeschlossen. Auf Anraten vieler anwesenden Dienstleute und Räte soll Adelheid aufgefordert werden freiwillig auf die Tübinger Erbschaft zu verzichten. Diesen Verzicht durchzusetzen, oder bis zur Durchsetzung Einlager in Worms zu nehmen, versprechen:

Ulrich und sein Sohn Cuno (von Münzenberg), Gottfried von Bickenbach, Conrad Reyz von Breuberg, Heinrich von Liebelsberg, Conrad von Klingenberg, Ortwin von Göns, Anselm von Dieburg, Rudolf Groschlag, Werner und Conrad Brüder von Bellersheim.

Das Erbe der Münzenberger soll mit Burg Münzenberg, allen Ministerialen und Lehnsleuten, an Cuno den jüngeren fallen.

Gemeinsam Besiegelt vom Markgrafen von Baden und vom Aussteller.

Als Zeugen dieser Vereinbarung werden genannt:

Eberhard Graf von Württemberg, Berthold Vogt (advocat) von Weißenstein, Volpotto von Boltringen, Walther Pfarrer von Waiblingen, Macharius von Linden, Sigenand von Buchesegge, Geynad Hunt, Dietrich von Einseltheim, Cynstan von Biegenbach, Anshelm Hun, Conrad von Boltringen, Albert Abt von Arnsburg.

An der Urkunde hängen die Siegel des Markgrafen Hermann von Baden und des Pfalzgrafen Wilhelm von Tübingen.

Urkunde vom 9. Juni 1236
Bir. Nr.10 - 2 anh. Sg. Bild: (C) Fürst von Isenburgische Rentkammer

In dieser Urkunde bezeugt Berthold von Weißenstein eine Vereinbarung durch Pfalzgraf Wilhelm von Tübingen, zur Hochzeit seiner Tochter Adelheid mit Kuno von Münzenberg. Neben Wilhelm von Tübingen siegelt Markgraf Hermann von Baden, und als Zeuge wird auch Graf Eberhard von Württemberg genannt. Berthold von Weißenstein wird in dieser Urkunde bei den Zeugen an zweiter Stelle genannt, direkt nach Graf Eberhard von Württemberg. Dies kann als ein Hinweis auf das hohe Ansehen des Weißensteiner Vogtes (Advocatus) dienen. In dieser Urkunde werden über 30 direkt beteiligte Personen benannt, was die Bedeutung dieser Urkunde hervorhebt. Die Folgen dieser Hochzeit konnten lokal zu größeren Problemen anwachsen, weshalb in dieser Urkunde sogar ein Einlager*i.d.R. trug der Schuldner, der einer Vereinbarung nicht nachkam, die Kosten aller Teilnehmer. vorgesehen war um die Vereinbarung durchzusetzen.

Urkunde vom 30. Juli 1240 (oder 1241)*Die letzte Ziffer I scheint durchgestrichen zu sein.

WUB: Band III., Nr. 950, Seite 454-455

wubonline.de : http://www.wubonline.de/?wub=1419

HStA Stuttgart: H14 Nr. 202, S. 21 (alt, neue Seitenzahl 41)

Ausstellungsort: Rechentshofen

Urkunde vom 30. Juli 1240

Belrein von Eselsberg gründet zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria das Kloster Rechentshofen, und stattet es mit den aufgezählten Gütern aus.

Der Aussteller dieser Urkunde ist Belrein von Eselsberg, ein naher Verwandter der Herren von Weißenstein, der das Zisterzienser-Nonnenkloster Rechentshofen ("Corona Sancte Marie/Marienkron") stiftet und mit Güter und Rechten ausstattet.

Seine Schwester, Beltrade von Eselsberg, war die erste Äbtissin des Klosters und leitete dieses bis 1295. Belrein, seine Frau Agnes, und seine Schwester Beltrade wurden im Kloster Rechentshofen begraben.*Bildmann/Schmitt, Ensingen, onser Flecka

Nach dem Selbstverständniss der Zisterzienser durfte niemand außer den Mönchen innerhalb des Klosters begraben werden. Aber wie auch z.B. im Kloster Maulbronn, waren die Zisterzienser in einer starken Expansionsphase, und nahmen die Sonderwünsche der Stifter und Wohltäter in Kauf.

Die Herren von Weißenstein sind auf dieser Urkunde zu dritt genannt. Nach Vogt Berthold werden seine Brüder Belrem und Helfericus genannt. Letztgenannter erscheint nur auf dieser Urkunde.

Als weitere Besonderheit merkt Belrem von Eselsberg an, dass er kein Siegel dabei habe. Stattdessen siegelt Dekan Syfridi.*Siegfried, Abt des Klosters Ellwangen, 1240 - 1242?

Bemerkenswert sind auch weitere Zeugen, wie Conrad von Lomersheim, der Stifter des Klosters Maulbronn, und Conrad von Sternenfels der dem Kloster Maulbronn ebenfalls als Wohltäter verbunden war.

(Albrecht, Canonicus der Domkirche zu Speier und Priester der Pfarrkirche zu Klein-Sachsenheim, verzichtete 16. Juli 1245 zu Gunsten des Kl. Rechenshofen auf den Neubruchzehnten von Rechenshofen, um Christi willen und aus Liebe zu Belrein von Eselsberg, dem Stifter des Klosters, der sein Vetter war.*Beschreibung des Oberamts Maulbronn, Kapitel B 12, S. 263)

Urkunde von 1244

WUB: Band IV., Nr. 1018

wubonline.de: http://www.wubonline.de/?wub=1511

HStA Stuttgart: A 502 U 1109

Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1291425-1

Ausstellungsort: Pforzheim

Urkunde von 1244

In dieser Urkunde bezeugt Vogt Berthold von Weißenstein (Bertholdus advocatus de Wicenstein) einen Vergleich zwischen Bischof Konrad von Speyer, und Ritter Konrad von Strubenhart. Offenbar war es zwischen ihm, und dem Kloster Maulbronn zu Streitigkeiten über den Zehnten in Gütern bei Mühlhausen und Bauschlott gekommen. In dieser Urkunde wird zwischen den Parteien ein Vergleich geschlossen, und die einzelnen Rechte genauer beschrieben.

Berthold von Weißenstein ist hier lediglich als Zeuge erschienen; gesiegelt hat er diese Urkunde nicht.

Urkunde von 1252

WUB: Band IV., Nr. 1219, Seite 287-288

wubonline.de : http://www.wubonline.de/?wub=1843

HStA Stuttgart: A 489 K U 850

Ausstellungsort: Unbekannt

Urkunde von 1252
Urkunde von 1252
Bilder: HStA Stuttgart

Diese Urkunde wurde in Gegenwart (presentibus nobilibus viris) von Berthold und Belrem von Weißenstein erstellt. Werner von Wiesloch und Mitglieder seiner Familie verkaufen fast ihren gesamten Besitz in Dertingen an das Kloster Herrenalb. Die Konditionen werden in dieser Urkunde genauer aufgeführt.

Nennung vor dem 1. März 1254

WUB: -

wubonline.de : -

HStA Stuttgart: -

Ausstellungsort: Maulbronn

Karl Klunzinger: Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Stuttgart, 1854

Wappenfries Nord, Klosterkirche Maulbronn
Abbildung Wappenfries Nord1 Klosterkirche Maulbronn

"Ritter Heinrich I von Enzberg ließ dem Kloster vor 1. März 1254 seinen Hof in Zaisenhausen durch den edlen Herrn Vogt Berthold von Weissenstein auf den Hochaltar sinnbildlich niederlegen, erhielt ihn aber gegen eine jährliche Abgabe von Wachs für seine Lebenszeit wieder zurück."*Karl Klunzinger: Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Stuttgart, 1854, S. 25

"1. März 1254 schenkt Ritter Heinrich der ältere von Enzberg, genannt Binezherre, mit Einstimmung seiner Frau Jutte von Meigensheim, seines Sohns Heinrich und seiner übrigen Erben dem Kl. M. abermals einen Hof in Zeisenhusen als Precarei und für seine Lebenszeit ein halb Pfund Wachs, wofür ihm dieses den Mitgenuß aller seiner Wohlthaten im Leben und Tode zusagt. St.A.U."*Karl Klunzinger: Urkundliche Geschichte der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn, Stuttgart, 1854, Beilage, Regesten enthaltend, S. 12

Wie in der folgenden Urkunde (A 502 U 840) zu sehen ist, war Berthold von Weißenstein zu diesem Zeitpunkt in Maulbronn.

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