Das vierte Bild
In der Nähe des Schlosses.
Die zwei Troßknechte Belrems erscheinen mit den Pferden der Ritter am Zügel.
Veit: | Was er wohl wieder im Schilde führt? |
Heiner: | Was gutes scheint´s mir nicht zu sein. |
Veit: |
Sollen sich haben toll aufgeführt beim Grafen |
Heiner: |
und wie es mir scheint, hat er sie gar hinausgeschmissen. |
Veit: |
Ich möchte bei Gott es doch gern wissen, was sie nun tun. |
Heiner: |
Ach bruder laß, wir gehen zum nächsten Wirtshaus wie es uns befohlen und haben da schön unsern Spaß - die beiden soll der Kuckuck holen. Komm! Lachen, gehen ab. Kurz darauf kommen Belrem und Konrad, miteinander streitend. |
Konrad: |
Was soll´n wir tun? Weglaufen wie die Hasen, wenn sie das Jagdhorn hören blasen - und ungestraft den Gecken ziehen lassen mit seiner Dirne – |
Belrem: | Halt den Mund! |
Konrad: | Ach, dir will wohl der Ausdruck nicht recht passen? |
Belrem: | Wenn noch ein Wort – |
Konrad: |
Ho, daher bellt der Hund, höhnisch die Liebe ist wohl noch in deinem Herzen, Deutet auf die Burg. des Mädchens Nähe macht auf´s neue Schmerzen? |
Belrem: |
von plötzlicher Verzweiflung gepackt Was weißt denn du, du Ungeheuer, von meiner Seele, die zerwühlt, zerbrannt, zermartert durch das höllische Feuer, von Gott auf ewiglich verdammt Böses zu tun. – Und aus der Tiefe der Schrei nach einer Liebe stöhnt, und meine arme Seele sich nach Güte und einmal nur nach Frieden sehnt. Ich bin für ewiglich verloren seit jener Stunde, die dem Freund – ach Gott, es war nicht so gemeint. – |
Konrad: |
Da sehe einer an den Toren! Statt daß an ihm die Schande frisst, daß er so kläglich abgefahren und öffentlich gebrandmarkt ist. - Stoß ihn doch nieder, laß ihn fahren zum Teufel, wo er hingehört! Hat denn der Schrecken dich betört? Glaubst du denn, anders kriegst du Ruh? Bald setzt` dir noch die Feme zu, die er anrufen wird – |
Belrem: |
Das wäre das Beste, vielleicht die Strafe mir zurückversetzte den Frieden meines Herzens. |
Konrad: |
höhnisch Verflucht! Der Weißensteiner wird hiermit ersucht, höflich, zu gehen an den Galgen! Der Priester wird dann seines Amtes walten, dich loslösen von deinen Sünden. Dein Gut im Kirchensäckel wird verschwinden und du, o du wirst nach wie vor zur Hölle wandeln, armer Tor. Belrem ist wie in tiefem Nachdenken. Bist du bei Sinnen, auf erwach! Schreit ihm in´s Ohr. Belrem; das sag ich dir, du lässt nicht nach, bis jener hat, was ihm gebührt! Der Teufel sich um deine Seele schiert. Das sag ich, zwischen uns es aus ist, wenn – |
Belrem: | Und ihr, ihr Glück? |
Konrad: |
Du, hat er denn nicht grausam auch dein Glück vernichtet? Hat er sich gar nach dir gerichtet? willst ausgelacht du von den andern werden, verlacht von jedem kleinen Kind? Fühlst du denn nicht, daß er muß sterben? |
Belrem: |
wie abwesend fragend Verführer, weißt du das bestimmt, geht es nicht anders? |
Konrad: |
Wie soll`s gehen? es muß, Belrem, es muß geschehn! |
Belrem: |
besiegt, doch noch unsicher Du hast wohl recht, doch sag mir wie? |
Konrad: |
packt plötzlich Belrem, in abgerissenen Worten Zurück – da – bei der Hölle – kommen sie grad auf uns zu in süßen Minnen - ein girrend Paar - |
Belrem: |
in Angst Laß uns entrinnen - Die eine Sünde fürchte ich. |
Konrad: | Geh fort du feige Memme, spute dich! |
Belrem: |
verzweifelt Das ist die eine böse Tat, die ohne Ruh den Menschen treibt der Hölle zu, ihn zwingt, trotz er nach Besserung verlangt – |
Konrad: |
Still jetzt! Sie drücken sich tiefer ins Gebüsch. – Volpert und Suleima erscheinen. |
Volpert: |
Umsonst sich deine Seele bangt, die zwei - Konrad, hinter ihm Belrem, brechen vor. |
Konrad: | Auf! |
Volpert: |
zieht blitzschnell sein Schwert gegen Konrad Das sind sie! |
Suleima: |
wirft sich Belrem entgegen Belrem, halt ein! |
Belrem: |
Fort, mit dir hab ich nichts gemein! Er stößt sie zur Seite und verwundet sie. |
Suleima: |
sinkt nieder O Volpert! |
Volpert: |
sieht sie bluten Was, das hat der dir getan? O Gott, gib tausend Kräfte mir - Geht auf Belrem los, der weicht zurück. Halt Schurke, ich will dir die Teufelsfratze zerspalten – |
Konrad: |
von hinten Volpert niederstoßend Da schwing deine Pratze! – |
Volpert: |
Sinkt nieder O! Mord, Mord, hingeschlachtet wie ein Vieh- Wo bist du Gott? |
Konrad: |
Ha, der ist nie gerade da, wo man ihn braucht. |
Belrem: |
zu Konrad Wahnsinn´ger, hast du mir geraubt, was mir gehört? |
Konrad: |
Dein? – Wem gehörst dann du? Pause. |
Belrem: |
Ich, ich? Ha, ich gehör der Hölle zu! O Belrem, Belrem, was hast du getan? Will sich zu Volpert beugen. |
Volpert: |
sterbend Verdammter, rühre mich nicht an, du bist verflucht! |
Belrem: |
O Gott, mich packt Entsetzen, hab ich das gemacht? Geht zu Suleima – wie im Wahnsinn. Auch tot, durch mich, o fort, fort, fort. Auf meiner Seele liegt der Mord vom Liebsten, was ich je besaß, o Fluch, Fluch, Fluch! |
Konrad: |
Geh hin du Memme und versuch ob du es ungeschehen machst mit Wimmern! Ich wird´ mich um die Beiden nicht viel kümmern und meine Seele nicht, um Teufels willen nur meinen Durst will ich jetzt stillen. Wo ist der Kerl nur hingelaufen? heut muß ich wohl alleine saufen! Geht ab. |
Suleima: |
aus ihrer Ohnmacht erwachend, schaut ihre Wunde Was ist das? Blut? Und da! Mein Volpert tot - Du, da, schlag deine Augen auf, mein Gott, komm, schau mich an, ich will dich küssen - fährt zurück kalt, - tot … und du hast sterben müssen … und ich, ich lebe! Ich soll leben? Kommt niemand, mir den Todesstoß zu geben? Es ist zu Ende … o ich kann nicht mehr … Sinkt wieder nieder. Von der Ferne Musik und Rufen, das näher und näher kommt. Der Hochzeitszug der Burschen und Mädchen erscheint, dazu zwei Bürger, Peter und Fränzel. |
Ein Bursche: |
Bevor die Vesperglocke klingt, der Nachtwächter die Hellebarde schwingt, wollen wir noch tanzen bis die Füße brennen. |
Jörg: |
der Musikant – grob einfallend Und wir zu morgen nimmer spielen können, das würde euch ja wohl so passen, ihr tanzt und wir sollen´s spielen lassen immerfort und immerzu. |
Der Bursche: |
Jörg, sei still, s´legt jeder zu für dreimal spielen 15 Batzen |
Jörg: |
Ja dann … Alles lacht. |
Fränzel: | Ihr Brüder versteht auch das Kratzen! – |
Der Bursche: |
Los jetzt, doch einmal einen feinen! Die Musikanten spielen, die Paare ordnen sich und tanzen, ein Paar, Hans und Dorle, löst sich vom Tanzen los und kommt nach vorne, setzt sich auf eine Bank. |
Hans: |
Schätzel komm her, es will mir scheinen als ob du müde wärst, woll´n wir nicht jetzt ein wenig ausruhn hier und dann zuletzt zärtlicher noch einen kleinen Gang zum Burgwall machen? Er lächelt schelmisch. |
Dorle: |
Geh weg, mir ist´s gar nit zum Lachen mit dir! Ich geh nit einen Schritt - nimm doch die Schusterliesl mit! mit der du tanzest allermeist, und heiße Blicke ihr zuschmeißt, du bist ein Schlimmer. |
Hans: |
will sie an sich ziehen Dorle! |
Dorle: |
Laß mich sein! In Zukunft bleibe ich allein! Mit dir bin ich nur angeschmiert. Sie schluchzt. |
Hans: |
Wer hat mit solcher Dummheit dich betört? Die Schusterlies – ich muß ja lachen, wenn doch ihr Vater unsre Schuh tut machen, kann ich doch nichts .. ach Schätzel sei nit blöd .. leidenschaftlicher sieh, es ist doch schon so spät … da kommen wir ja gar nit mehr zum - Flüstert ihr etwas ins Ohr |
Dorle: | Geh fort, ich will nichts von dir wissen! |
Hans: |
Dann lasst du´s bleiben, ich geh zu ´ner anderen. Läuft weg, schreit plötzlich auf. Mein Gott, mein Gott, wer liegt denn hier? |
Dorle: |
fährt auf Hans, lieber Hans, was ist mit dir? |
Hans: |
entsetzt Da komm daher, da liegt – o weh! der Ritter und das… Zu den anderen Heh ihr, heh hört auf zu spielen! Da sie weiterspielen springt er hinzu und reißt einem die Geige weg. Sollt aufhören! Hört auf, ich tu euch beschwören, dort drüben liegt der Fremde, der … |
Alle: |
durcheinander Was liegt, wo liegt, wie, wer? |
Hans: |
zeigt hin Da geht doch hin und schaut´s euch an. Sie stürzen alle hin. |
Alle: |
durcheinander Oh, Oh, ermordet, beide tot, wer hat denn das getan, o Gott, was fangen wir mit ihnen an? |
Peter: |
zu Fränzel Geh schnell, lauf, was dein Otem kann und hol die ersten, die du findst, und gleich dem Grafen Nachricht bringst und meldest was geschehen – lauf! Fränzel geht ab. Peter beugt sich über Suleima. Ich glaub, sie wacht noch einmal auf, Jungfrau! |
Suleima: | Oh, oh – |
Peter: | Wo schmerzt es dich? |
Suleima: |
mit letzter Kraft Ziehe dein Schwert, durchbohre mich, sonst nichts – |
Peter: |
schlägt die Hände zusammen Was ist das für ein Graun, Solch Jammer, solch Entsetzen anzuschaun, kommt niemand? |
Hans: |
zu den Burschen Auf, wir nehmen sie, kann doch nit hier verenden wie ein Vieh! |
Peter: |
Ja, nehmt ihr sie. Sie heben Suleima empor. |
Hans: | Sie ist ohnmächtig. |
Peter: |
Tragt sie nur leise und vorsichtig! Zu den anderen. Und ihr, ihr könnt den Ritter tragen! |
Ein Bursche: | Wie wird der Graf seinen Tod beklagen. |
Peter: |
Ja seht, so ist das Leben oft, die Trübsal die kommt unverhofft. - Auf, fasset zu, nur langsam, -so! Er hebt Volperts Schwert auf und folgt den anderen, die abgehen – langsam. Das Schicksal ist doch manchmal roh … |
Jörg: |
Zur Hochzeit wollten wir morgen blasen, das können wir jetzt bleiben lassen … Der Zug verschwindet langsam, draußen hört man das alte Volkslied spielen und singen: Es ist ein Schnitter, heißt der Tod, hat G`walt vom großen Gott. Heut wetzt er das Messer, es schneidt schon viel besser, bald wird er dreinschneiden, wir müssen´s nur leiden: Hüt dich, schön´s Blümelein. Was heut noch frisch und grün dasteht, wird morgen weggemäht. Die edlen Narzissen, die englischen Schlüssel, die schön` Hyazinthen, die türkischen Binden: Hüt dich, schön´s Blümelein. |